Berichte aus dem Cockpit…
Einsätze 23.05 & 05.06.2022
Die EUREGIO Inntal konnte mit dem Hagelabwehr- und Forschungsverein bereits im Jahre 2000 vereinbaren, dass die Bezirke Kufstein und Kitzbühel als Schutzgebiet mitaufgenommen werden.
Mehrere Jahre danach wurde von Mitgliedern der EUREGIO Inntal der Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol gegründet, der mit dem Rosenheimer Hagelabwehr- und Forschungsverein zusammenarbeitet. Die Piloten der Rosenheimer Hagelflugzeuge betreuen prioritär das größere bayrische Gebiet mit zwei Flugzeugen. Das Tiroler Unterland wird trotzdem bestmöglich von ihnen geschützt.
34 Gemeinden, vorwiegend aus dem Bezirk Kufstein, sind Mitglieder des Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol. Durch Mitgliedsbeiträge und Kostenersatz für den Flugeinsatz nach der Staatsgrenze erfolgt die Finanzierung der Hagelflieger. Bisher konnten große Hagelschäden immer wieder von den Piloten verhindert werden. Eine Veränderung des Klimas wird von Piloten seit Jahren bemerkt. Die Unwetter kommen zu schnell und sind oft sehr regional begrenzt. Eine zeitnahe Reaktion ist deshalb nicht immer möglich.
Die Bemühungen des Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol nach einer eigenen Maschine war als finanziellen Gründen bisher nicht realisierbar. Zudem steht uns im Tiroler Unterinntal kein Standort für ein Hagelflugzeug zur Verfügung. Die Piloten der Rosenheimer Hagelflugzeuge sind in der Sommerzeit immer in Bereitschaft. Trotzdem sind ca. 30 min. für den Einsatz in Tirol anzunehmen, bevor Sie aktiv hagelträchtige Wolken impfen können um einen Hagelschlag verhindern.
Ich stelle gerne einen Vergleich mit der Feuerwehr an. Auch diese ist immer bereit zu helfen, nur wird sie nicht jeden Brand verhindern können.
Nach kritischen Flugeinsätzen und Wettersituationen informiere ich immer die regionale Presse, so auch angefügt, zu der Wettersituation am 05.06.2022. Ob die Presse die Information an Ihre Leser weitergibt, kann ich leider nicht beeinflussen.
L.G. Walter J. Mayr
Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol
Obmann Prof. Walter J. Mayr
Pressemitteilung zum Hagelfall vom 05.06.22:
Sehr geehrte Damen und Herren der Presse,
in den letzten Tagen wurde ich immer wieder gefragt, warum sind keine Hagelflugzeuge aus Rosenheim 05.06.22 im Einsatz gewesen, um uns vor schweren Hagelschäden zu schützen?
Ich habe deshalb den Chefpiloten der Rosenheimer Hagelabwehr, Georg Vogl, um eine Stellungnahme ersucht, die ich Ihnen mit der Bitte um einen Bericht in Ihrer Zeitung weitergebe.
Der Bericht vom Einsatz am 23.05.22 stammt von einem Piloten, der mit seinem Flug über dem Tiroler Unterland Hagelfall verhindern konnte. Der zweite Bericht stammt von Herrn Vogl selbst, der 05.06.22 einen Einsatzflug absolvierte.
Ähnlich wie am Pfingstsonntag kamen auch am 23.05. die ersten Gewitterentwicklungen aus dem Garmischer Raum und zogen an den Bergen entlang zunächst Richtung Nordosten. Diese Gewitter wurden mit beiden Flugzeugen mehr als drei Stunden beimpft und zogen letztendlich unter Abschwächung und Zerfall über das Kaisergebirge Richtung Osten ab. Entscheidender Unterschied zwischen den beiden Tagen war die Ausdehnung der Gewitter und die Wolkenbasis. So waren es am 23.05. einzelne kräftige Gewitter deren Basis immer über 2000 Meter und somit über fast allen Gipfeln des Schutzgebietes lagen.
Am 05.06. hatten wir es mit einem linienartig angeordneten Gewitterkomplex zu tun, der von München bis Kufstein reichte und bei dem die Basis weit unter Gipfelniveau lag und die Berge und Täler komplett einhüllte. Der Bereich vom Achensee über den Sylvenstein Stausee und das Ursprungtal bis Thiersee war nicht befliegbar. Dies dürfte der Hauptgrund für den Misserfolg gewesen sein, da es in allen Bereichen nördlich davon, soweit mir bis jetzt bekannt, wesentlich glimpflicher abgegangen ist. Auch am Pfingstsonntag waren wir mit beiden Flugzeugen insgesamt dreieinhalb Stunden in der Luft und haben dabei etwa 30 Liter Silberjodidlösung verbrannt. Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Zur Veranschaulichung habe ich für jeden Tag je zwei Radarbilder angehängt.
Herzlichen Dank und beste Grüße
Walter J. Mayr
Hagelabwehr- und Forschungsverein Tirol
Obmann Prof. Walter J. Mayr




Einsätze 2018
Im Zeitraum von Juni bis August 2018 waren die Hagelflieger-Piloten 11 Mal in Tirol zum Schutz vor Hagelgewittern im Einsatz. Durch die rechtzeitige Impfung von hagelträchtigen Wolken konnten Schäden verhindert werden. Es handelte sich 2018 unbestritten um einen Hitzesommer, und Unwetter traten oft lokal auf und waren deshalb oft schlecht vorher schon absehbar. Wegen einer neuen technischen Ausstattung der Flugzeuge, musste erst die behördliche Zulassung abgewartet werden. Deshalb begannen die Einsatzflüge erst im Juni 2018. Im Jahr 2019 wird man bereits wieder im Mai starten können.
Einsätze 2017
Der Chefpilot der Hagelflieger, Georg Vogl, berichtet: im Zeitraum von Mai bis August waren seine Piloten 14 Mal in Tirol zum Schutz vor Hagelschäden im Einsatz. Durch die rechtzeitige Impfung von hagelträchtigen Wolken konnten Schäden verhindert werden. Es kam vereinzelt, in dem von den Hagelfliegern betreuten Gebiet nur zum Niederschlag von kleinen Hagelkörnern. „Wenn die Flugzeuge zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, dann sind die Chancen einer erfolgreichen Hagelabwehr sehr groß“.
Einsatz am 25.06.2016 von Einsatzpilot Georg Vogl
Der Wetterbericht für den 25.06.2016 für Süddeutschland meldet, dass die Mini-Hitzewelle vorbei ist. Dafür können häufig gewittrige Regengüsse entstehen, die lokal unwetterartig ausfallen. …..Richtung Osten sind auch heftige Gewitter mit Gefahr von Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich. Die Temperaturen steigen auf schwüle 33 Grad, der Wind weht mäßig aus West bis Nord, im Osten auch aus südlichen Richtungen.
Genau dort wo sich die Windscherung aus West- und Südwind getroffen hat, haben sich dann auch am Nachmittag die schweren Gewitter aufgetürmt und genau in diesem Bereich lag auch das Schutzgebiet der Rosenheimer Hagelabwehr. Im Allgäu beginnend und sich im Voralpenbereich ostwärts fortsetzend entstanden immer wieder heftigste Gewitter die Richtung Nordnordost verlagerten. Um 16 Uhr Ortszeit war es dann auch für die Rosenheimer Hagelflieger soweit, dass sie mit beiden Maschinen Richtung Süden flogen und die heranziehenden Gewitter beimpften. Eine Maschine konzentrierte sich auf den Gewitterkomplex, der über Kitzbühel Richtung Norden zog und die zweite Maschine flog über das Inntal bis südlich von Wörgl um die dort heranziehenden Gewitterkomplexe zu impfen.. Im weiteren Verlauf zogen dies Gewitter unter Intensivierung Richtung Norden und formierten sich zu einer massiven Gewitterlinie mit der wir alle Hände voll zu tun hatten. Über zwei Stunden dauerte der Einsatz, der dann mit einer Sicherheitslandung aus Wettergründen in Mühldorf endete. Der Flugplatz Vogtareuth war wegen heftiger Böen und Starkregen vorübergehend nicht mehr anfliegbar. Soweit uns bekannt, kam es nur im Westteil partiell zu Graupel und kleinem Hagelausfall. Es wurden keine nennenswerten Schäden gemeldet.

Einsatz am 19.07.2015 über Wörgl von Einsatzpilot Ludwig Schierghofer
Den Einsatz hat der Kollege Andreas Kotschenreuther (D-GITY) und ich zusammen mit Christian Bayerlein (D-GOGO) geflogen. Erläuternd darf ich hinzufügen, dass „grüne“ Zellkerne (ZK) in der Regel noch nicht beimpft werden. Deshalb haben wir uns erst beim Wechsel des ZK auf „gelb“ um 12:40 Uhr (UTC) zum Flugplatz begeben u. sind um 13:01 und 13:04 Uhr (UTC) Richtung Wendelstein und dann Richtung westl. Wörgl gestartet.
Im Resümee betrachtet hätte uns ein um ca. 15 – 20 Minuten früherer Start eine früher einsetzende Impfwirkung gebracht u. die Bildung der großen Hagelschlossen zumindest zum Teil verhindert. Gleichwohl hat die Impfung die zweite Zelle in der Intensität erheblich abgeschwächt u. meines Erachtens zusätzlichen Schaden vermieden.

Erster Einsatz in der Saison 2014
Hat es in den letzten Wochen bereits vielfach in Süddeutschland und Österreich zum Teil auch schwere Gewitter mit Hagel und Starkregen gegeben, so war das Einsatzgebiet der Hagelabwehr Rosenheim bisher weitgehend verschont. Das änderte sich schlagartig am gestrigen Nachmittag. Nachdem bereits in den Tagen davor immer wieder Gewitter mit Hagel angekündigt waren, entwickelten sich am Montagnachmittag gleich mehrere Gewitterzellen, die das Schutzgebiet der Hagelabwehr bedrohten. Zwei Zellen entstanden im Raum Salzburg und zogen unter Verstärkung Richtung Nordwesten in den Traunsteiner Teil des Schutzgebietes, während sich südlich des Spitzingsees aus mehreren Sekundärzellen ein mächtiger Gewitterkomplex entwickelte, der Richtung Mühldorf zog. Die Wolken erreichten dabei Höhen von bis zu 12 km. Niederschlagsmengen von 50 Liter und mehr pro Quadratmeter waren die Folge.
Beide Maschinen der Hagelabwehr waren zeitgleich unterwegs und beimpften diese Gewitterzellen. Dabei wird aus raketenartigen Behältern, die an der Unterseite der Tragflächen montiert sind, ein Gemisch aus Silberjodid und Aceton verbrannt und damit Billionen von mikroskopisch feinen Kondensationskernen und Eiskeimen erzeugt. Diese fehlen bei der natürlichen Entwicklung eines Gewitters und deshalb können in unbeimpften Gewitterwolken sehr große Hagelkörner entstehen. Gelingt es der Hagelabwehr durch eine Impfung der Aufwindbereiche einer entstehenden Hagelwolke ausreichend Kondensationskerne und Eiskeime in die Wolke einzubringen wird die Konkurrenz um das in der Wolke vorhandene Wasser erhöht und es bilden sich sehr viele kleinere Hagelkörner die beim Durchfallen durch die wärmeren unteren Luftschichten abschmelzen.
Nach ersten Erkenntnissen ist das an der Salzburger Zelle gestern besser gelungen als am Irschenberg. Hier kam es im Verlauf der Zugbahn stellenweise zu Graupel- und kleinem Hagelausfall.
Die beiden Rosenheimer Hagelflugzeuge fliegen bei Bedarf auch über österreichischem Gebiet und versuchen 19 Gemeinden des Tiroler Unterlandes zu schützen.
Anmerkung: Dieser zeitnahe Bericht vom 27.05.14 ist von Herrn Georg Vogl, Amtmann im Landratsamt Rosenheim und Chefpilot der Rosenheimer Hagelflieger, die seit 1999 durch Vermittlung der EUREGIO Inntal Tiroler Gebiet mitbetreuen.
Die Meteorologen sagen seit Jahren eine Klimaveränderung voraus, die stärkere Gewitter mit starkem Hagel zu Folge haben könnte. Eine Betreuung der Gemeinden in Tirol würde damit durch die Flieger aus Rosenheim schwieriger werden. Die EUREGIO Inntal arbeitet deshalb bereits mit Unterstützung von Rosenheim am Aufbau einer eigenständigen Tiroler Hagelabwehr- und Forschungsorganisation.
Prof. Walter J. Mayr
Präsident der EUREGIO Inntal
27.05.2014