Hat es in den letzten Wochen bereits vielfach in Süddeutschland und Österreich zum Teil auch schwere Gewitter mit Hagel und Starkregen gegeben, so war das Einsatzgebiet der Hagelabwehr Rosenheim bisher weitgehend verschont. Das änderte sich schlagartig am gestrigen Nachmittag. Nachdem bereits in den Tagen davor immer wieder Gewitter mit Hagel angekündigt waren, entwickelten sich am Montagnachmittag gleich mehrere Gewitterzellen, die das Schutzgebiet der Hagelabwehr bedrohten. Zwei Zellen entstanden im Raum Salzburg und zogen unter Verstärkung Richtung Nordwesten in den Traunsteiner Teil des Schutzgebietes, während sich südlich des Spitzingsees aus mehreren Sekundärzellen ein mächtiger Gewitterkomplex entwickelte, der Richtung Mühldorf zog. Die Wolken erreichten dabei Höhen von bis zu 12 km. Niederschlagsmengen von 50 Liter und mehr pro Quadratmeter waren die Folge.
Beide Maschinen der Hagelabwehr waren zeitgleich unterwegs und beimpften diese Gewitterzellen. Dabei wird aus raketenartigen Behältern, die an der Unterseite der Tragflächen montiert sind, ein Gemisch aus Silberjodid und Aceton verbrannt und damit Billionen von mikroskopisch feinen Kondensationskernen und Eiskeimen erzeugt. Diese fehlen bei der natürlichen Entwicklung eines Gewitters und deshalb können in unbeimpften Gewitterwolken sehr große Hagelkörner entstehen. Gelingt es der Hagelabwehr durch eine Impfung der Aufwindbereiche einer entstehenden Hagelwolke ausreichend Kondensationskerne und Eiskeime in die Wolke einzubringen wird die Konkurrenz um das in der Wolke vorhandene Wasser erhöht und es bilden sich sehr viele kleinere Hagelkörner die beim Durchfallen durch die wärmeren unteren Luftschichten abschmelzen.
Nach ersten Erkenntnissen ist das an der Salzburger Zelle gestern besser gelungen als am Irschenberg. Hier kam es im Verlauf der Zugbahn stellenweise zu Graupel- und kleinem Hagelausfall.
Die beiden Rosenheimer Hagelflugzeuge fliegen bei Bedarf auch über österreichischem Gebiet und versuchen 19 Gemeinden des Tiroler Unterlandes zu schützen.
Anmerkung: Dieser zeitnahe Bericht vom 27.05.14 ist von Herrn Georg Vogl, Amtmann im Landratsamt Rosenheim und Chefpilot der Rosenheimer Hagelflieger, die seit 1999 durch Vermittlung der EUREGIO Inntal Tiroler Gebiet mitbetreuen.
Die Meteorologen sagen seit Jahren eine Klimaveränderung voraus, die stärkere Gewitter mit starkem Hagel zu Folge haben könnte. Eine Betreuung der Gemeinden in Tirol würde damit durch die Flieger aus Rosenheim schwieriger werden. Die EUREGIO Inntal arbeitet deshalb bereits mit Unterstützung von Rosenheim am Aufbau einer eigenständigen Tiroler Hagelabwehr- und Forschungsorganisation.
Prof. Walter J. Mayr
Präsident der EUREGIO Inntal
27.05.2014